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Schweizer Rennreiter-Verband
Zucht
Ab 2000 GEGENWART & INTERNATIONALE VERFLECHTUNGEN 2000 BRIEF TRUCE (v. Irish River – Falafel) wird als Deckhengst aufgestellt. Er wurde vom Moyglare Stud (Besitzer Walter Haefner) in den USA gezüchtet und wird der erste schweizerische shuttle-stallion (in Australien, wohin er in der Folge auch verkauft wird). 2003 macht das Gestüt Söhrenhof Furore. VESPONE, ein Sohn von LLANDAFF (v. Lyphard a.d. Dahlia v. Vaguely Noble) ist in Frankreich zweifacher Gr. 1-Sieger (Prix Jean Prat und Grand Prix de Paris); jetzt steht er als Deckhengst in Frankreich. Der zweijährige RUSSIAN VALOUR siegt in den Norfolk Stakes (Gr. 3) in Royal Ascot. In der Folge ist in den European Bloodstock News zu lesen: „Soehrenhof puts Swiss breeding on the map in style“. Aber auch die „kleinen“ Züchter verbuchen Erfolge: z.B. BANSHA (v. Septième Ciel – Brigantine) die mit drei Siegen in Serie die Swiss-Gold-Trophy gewinnt. Oder CALUNA (v. Lagunas – Capital Management), die in Deutschland in Listenund Gruppenrennen erfolgreich ist. 2005 ZIRIA (v. Zilzal Zamaan – Taly) wird klassische Siegerin (1000 Guineas in Avenches) und ihre Schwester TAZIRIA gewinnt das Stutenrennen in Aarau. 2006 Anerkennung von FELICIANO (Abb. 3) als Deckhengst; er ist der zweite Inländer nach MAKO (v. Alpenjäger), der als Beschäler in der schweizerischen Vollblutzucht tätig wird. Auch administrativ erfolgten zu Beginn dieses Jahrzehntes grosse Neuerungen: 2002 wird die Identifizierung der Pferde optimiert mit der Applikation von Mikrochips und der Abstammungsnachweis mit der DNA-Analyse. Damit erfüllt die schweizerische Vollblutzucht alle internationalen Forderungen. National engagiert sie sich seit 2000 mit Überzeugung im Verband Schweizerischer Pferdezuchtorganisationen (VSP).
1951 - 1973 WEITERE ERFOLGE & AUFBRUCH Der Hengst ALPENJÄGER (geb. 1958, v. Delaroche – Abendglocke) sorgt 1967 für langanhaltende Impulse und frischen Wind. Zwischen 1967 und 1979 hat er 42 Nachkommen, zum Beispiel den 1971 auch in Hamburg erfolgreichen MAKO (geb. 1968, v. Alpenjäger Maquette). Gezogen wurde er von Ernst Wenger in Niederdorf (BL). 1969 eine weitere Sensation: BELLA (geb. 1967, v. Trac – Princesse Etoilée) aus Ernst Wengers Zucht siegt in Paris (Longchamp und St. Cloud) als auch in Chantilly. Dabei stellt sie in Longchamp im Prix de Nexon einen Bahnrekord von 1’14‘‘ für Zweijährige über 1600 Meter auf (Abb. 2). Ihr Abstammungsschein wird aber bemängelt. Frankreich fordert 1972 endgültig, dass die Schweiz international gültige Abstammungspapiere und ein Gestütsbuch schafft nachdem MUNK II (origines inconnus !) unter Lt.Bürchler in Auteuil den Prix Colonel de la Horie (internationale Steeple-Chase für Militärpferde und Offiziere) gewinnt. 1973 wird eine Zuchtkommission gegründet, die sich dieser Arbeiten annimmt. Eine Standort-Bestimmung unter dem Präsidenten Heinrich Raschle ergibt 31 Mutterstuten, 14 Fohlen und etwa 20 weitere Pferde . Fünf Deckhengste werden angekört (ALPENJÄGER, FIESCO , MARINER, SEELÖWE und VALE OF CLIONA. Damit wurde der Grundstein für die offizielle Schweizer Vollblutzucht gelegt.
1830 - 1950 ERSTE ANSÄTZE Gemäss Gloor (1939) wurden Vollbluthengste schon ab den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts in der schweizerischen Warmblut- und Freibergerzucht eingesetzt. Als berühmtes Beispiel für diese Blutauffrischung gilt Vaillant (Abb. 1), dessen väterliche und mütterliche Grossmutter auf einen französischen Vollbluthengst zurückgeht (Gloor 1939, Poncet 2009). 1887 regen die Offiziere Bernard und de Rahm an, für die Zucht von Kavalleriepferden Vollbluthengste einzukreuzen und ein Remontendepot für dreijährige Fohlen zu schaffen. Im Jahre 1890 entsteht das eidgenössische Hengstdepot in Thun und dank Unterstützung durch Oberst Wille (dem späteren General) werden für die Auffrischung der heimischen Halbblutzucht die englischen Vollbluthengste Bec Hellouin, Masque de Fer und Uxbridge importiert (Gräub 1908). Bis 1893 kommen vier weitere Vollbluthengste dazu (Gloor 1939). An der landwirtschaftlichen Ausstellung in Bern 1895 stammen 62 der 173 prämierten Pferde von 5 Vollbluthengsten ab. Der beste Vererber ist Uxbridge mit 25% der prämierten Tiere. Der Gedanke an eine Schweizer Vollblutzucht kommt auf, auch um damit die Reitpferdezucht zu unterstützen. Noch war sie aber zu wenig wirtschaftlich, um sich durchsetzen zu können. Es gab zum Beispiel zu wenige und schlecht dotierte Rennen (Dubs 1944). Sie wird auf rein privater Basis betrieben, und am 4. Juni 1950 siegt die in der Schweiz gezogene SENTA (v. Padichah Sita v. Astérus) in Wien im österreichischen Derby – der erste internationale Erfolg der einheimischen Vollblutzucht !
1974 - 2000 EXPANSION & ADMINISTRATIVE REGELUNG Die Vollblutzucht boomt: 1974 sind schon über 120 Tiere eingetragen und mit JERÔME wird ein weiterer Hengst gekört. 1975 erwirbt Bruno Wyss die Hengste PRINCE NED (Prince Taj - Pernette) und kurz darauf auch KIRKLAND LAKE (Buisson d‘Or - Lucania). Ab 1974 erfolgen die ersten Identifizierungen und die ersten schweizerischen Pferdepässe werden ausgestellt. Der Abstammungsnachweis erfolgt durch Blutgruppenuntersuchungen und die Schweiz wird 1980 Mitglied beim EMSBLC (European and Mediterrenean Stud Book Liaison Committee). 1980 wird die Vereinigung Schweizer Vollblutzüchter (VSV) gegründet , 1981 richtet der Jockey Club Zürich erstmals Züchterprämien aus und 1983 wird das erste Rennen für Zweijährige gelaufen (Siegerin Brigantine v. Prince Ned). 1983 wird das Gestüt Söhrenhof eröffnet, wo in der Folge grosse Hengste wie AGUARICO, PENNINE WALK, VISION, LLANDAFF und WOOTTON RIVERS stehen. Pennine Walk bringt u.a. den gewinnreichsten Inländer FELICIANO* (Abb. 3, 18 Siege, 23 Plätze in 47 Rennen und 246‘480 Fr. Gewinnsumme) und Llandaff die Seriensieger AL MARTINO* und CHIARA* . 1989 wird die Schweiz associate member beim EBF (European Breeders‘ Fund) und 1994 Gründungsmitglied der EFTBA (s. eftba.eu). 1996 ist auch international ein erfolgreiches Jahr für den Söhrenhof: LA SYLPHIDE siegt im Prix Penelope in St.Cloud (Gr. 3) und erzielt damit den ersten Sieg eines Schweizer Pferdes in einem Gruppenrennen, und mit dem Angebot von FLUTE (v. Woodman) in Newmarket (Tattersalls) agieren Egloffs auch erstmals an einer englischen Auktion als Verkäufer.
ZUR GESCHICHTE DER VOLLBLUTZUCHT IN DER SCHWEIZ Olivier Brandenberger und Hanspeter Meier, Pferdeklinik der Universität Bern
Abb. 3 FELICIANO* (1994, v. Pennine Walk - Finger Lake) ist mit 18 Siegen der bisher er- folgreichste Inländer und ist jetzt Deckhengst Foto: Bea Moessiadis
LITERATUR Dubs E. (1944): Inländische Reitpferdezucht. In Schweizer Pferdebuch, Ilionverlag Basel und Olten, 214-218 Gloor J. (1939): Die Entwicklung der Schweizerischen Pferdezucht unter besonderer Berücksichtigung des Jurapferdes und der Massnahmen des Bundes zur Förderung der Pferdezucht, Verbandsdruckerei AG Bern Gräub G. (1908): Die Pferdezucht in der Schweiz, Verbandsdruckerei AG Bern Poncet A.P. (2009): Le cheval des Franches-Montagnes à travers l’histoire; Société jurasienne d’Emulation, Porrentruy 5. Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz, 30. April 2010
Abb. 4 Der Montjeu-Jährling aus der Vanishing Prairie erzielt am 8.10.2008 in Newmarket mit 650‘0000 Guineas den Toppreis. (Züchter Sibylle & Marcel Egloff, Söhrenhof)
Abb. 2 BELLA (v. Trac - Princesse Etoilée) siegt 1969 in Longchamp mit einem Bahnrekord für Zweijährige über 1600 m (Züchter E.Wenger)
Abb.1: Vaillant, 1891, v . Léo III a.d. Polka v. Mani, Stammhengst für die Zucht des Jurassischen Pferdes bzw. Freibergers Besitzer & Züchter: Paul Wermeille
AUSBLICK Solange die Schweizer Vollblutzucht wirtschaftliche Anreize hat, wird sie weiter bestehen und kann noch erfolgreicher werden
DISKUSSION Die Vollblutzucht in der Schweiz ist relativ jung, hat aber schon grosse Erfolge verbuchen können Sie ist international anerkannt und gilt sowohl administrativ wie züchterisch als sehr progressiv
ZIEL DER STUDIE ist es, aus der Geschichte zu lernen und die Erkenntnisse in der Gegenwart und der Zukunft der Pferdezucht in der Schweiz umzusetzen
PFERDEKLINIK BERN Vetsuisse
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